Mein Pilgertagebuch

Bom Caminho...


1. Tag, Sa. 07.03.2015

Anreise Bremen - Porto - 500m


Abflug von Bremen nach Porto. Mein Rucksack und mein Multifunktionsmesser gingen problemlos als Handgepäck durch die Sicherheitskontrolle. Nur eine Säge darf nicht am Messer sein.

Auch das Boarding und der Flug nach Porto verlaufen reibungslos. 

Mein gebuchtes AirPorto Hostel, Rua da Estrada nº244, 4470-600 Moreira da Maia, Tel.:+351 22 942 7397, liegt nur 10 Gehminuten vom Flughafen entfernt, macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Die Betten sind bequem, mit frischem Kissenbezug und Bettlaken. Das Frühstück,  im Übernachtungspreis vom 13€ inklusive, bestelle ich für 07:00h.



2. Tag, So. 08.03.2015

Porto (Aeroporto) - Póvoa de Varzim - 26,5 km

 

Im Hostel erhalte ich morgens noch ein Frühstück mit Café, Brötchen und Konfitüre, schaue mir den kleinen Hinterhof an, wo man im Sommer draussen sitzen, oder auch Wäsche aufhängen kann. Ich rauche eine Zigarette und mache mich bald schon auf die erste Etappe, die mich heute nach Póvoa de Varzim führen soll.

 

Aus dem Hostel heraus geht es die Straße zurück Richtung Aeroporto. Schon hier haben fleißige Hände dieertsen gelben Pfeile gemalt, um den Pilger auf den Caminho Portugues da Costa oder den Zentralweg zu führen. Ich gehe im Grunde nördlich um den Flughafen herum und gelange auf eine Straße, die sich rechts der Start-/Landebahn befindet. Es geht durch kleine Ortschaften, über Mindelo und Vila do Conde nach Póvoa de Varzim, wo ich in der kommunale Herberge übernachten will. Die Etappe ist landschaft relativ reizlos und das Kopfsteinpflaster empfinden meine Füße als unangenehm.

In Vila do Conde lege ich in einen mir noch vom vorletzten Jahr bekannten Café eine Rast ein, welches sich kurz hinter der Brücke über den Río Ave und dem, auf einem Hügel trohnenden, Mosteiro de Santa Clara befindet.

 

Nachmittags komme ich in Póvoa de Varzim an und muss feststellen, daß das sonnige frühlingshafte Wetter viele Spaziergänger an die Prommenaden getrieben hat. Hier steppt heute der Bär, Bars und Straßen sind voll von Menschen, die die Sonne genießen.

 

Die Albergue de Peregrinos de S. José de Ribamar,  Avenida Mouzinho de Albuquerque 11, 4490-409 Povoa de Varzim, Telefone 252 622 314, öffnet erst um 15:30 Uhr, also mache ich einen kleinen Rundgang am Wasser und Strand entlang. Um etwa 15:45 Uhr versuche ich den Hospitalero anzurufen, da die Herberge immer noch verschlossen ist, da kommt er auch schon winkend auf mich zu. Die Herberge befindet sich im 1.OG, verfügt über Fahrstuhl und 2 Schlafräume mit je 4 Betten, sowie Du/WC. Die Albergue wird auf Spendenbasis betrieben, ist sauber und ruhig. Ich erhalte einen Schlüssel, den ersten Stempel in den Pilgerpaß und richte mich ein. Nach dem Duschen erscheint zu meiner Überraschung ein weiterer Pilger. Ein Schweizer, der in Lissabon losgepilgert ist. Das macht mir doch glatt Hoffnung auf etwas Pilgergesellschaft am Abend. Er erzählt mir, daß er den Weg ab Lissabon nicht so unschön und asphaltgeprägt empfunden hat, wie ich es oftmals so zu hören bekomme. Er bezieht den anderen Schlafraum, sodaß wir beide ein Einzelzimmer haben.

 

Für morgen ist eine Etappe nach Marinhas geplant. Bis zur Albergue de S. Miguel sind es etwa 23 km.


3. Tag, Montag 09.03.2015

Póvoa de Varzim - Viana do Castelo - 40,28 km


Heute morgen habe ich mir so gedacht, gehst du mal nicht an der dichbebauten Prommenade, direkt am Atlantik entlang, sondern begibst dich ein wenig ins Hinterland. Diese Entscheidung war allerdings nicht so toll, da es zum großen Teil auf der N13 entlanggeht. Jedoch ist dieser Weg leicht zu laufen und ich komme gut voran, da ich nicht abgelenkt werde.

An einer Tankstelle nehme ich einen Café zu mir und weiter geht´s auf der N13, Richtung Fão und weiter nach Esposende.


Hinter Esposende wird es dann netter. Linker Hand, oft in Sichtweite des Atlantiks, laufe ich am Fuße einer Bergkette entlang durch kleine Dörfer, die eines nach dem anderen ineinandeer überzugehen scheinen.

Da ich schon um etwa 12:00 Uhr in Marinhas ankomme und noch keine Lust auf "Feierabend" verspüre, gehe ich weiter und mache eine Kaltgetränkepause in Belinho. In den kleinen Ortschaften ist die Bar oftmals auch gleichzeitig der Dorfladen und Treffpunkt der Einwohner. Bevor ich meinen Weg fortsetze kaufe ich mir hier eine häßliche, aber schmackhafte Wurst.


Tja, und meinen Etappen"plan" kann ich schon einmal nach 2 Tage knicken, denn Marinhas liegt hinter mir.


Der kopfstein- und steingepflasterte Weg geht bald in eine Schotterpiste und dann in einen Feldweg über.

Jetzt werde ich belohnt, für die mir lange vorenthaltenen Naturschönheiten. In einem wahren Konzentrat erlebe ich rauhe portugiesische Natur pur für die kommende halbe Stunde. Auf schmalem Waldweg, über Stock und Stein laufe ich an einem Berghang entlang. Unter mir rauscht ein kleiner Fluß dahin, den ich über eine Steinplattenbrücke überquere und stehe plötzlich vor einem in stein geschlagenen Hinweis: "Castelo do Neiva".


AQuch der weitere Caminho bis Viana do Castelo gestaltet sich schön und abwechslungsreich. Nach (Ups!) über 40 km erreiche ich gegen 19:00 Uhr mein Tagesziel und checke in der dortigen Jugendherberge, Rua de Limia, 4900-405 Viana do Castelo, Tel.; +351 258 838 458 ein. Ich habe dort ein 4-Bett-Zimmer für mich alleine und bekomme morgen auch noch ein Frühstück inklusive. Aber leider erst ab 08:30 Uhr. Das Ganze kostet (Pilgerpreis) 10,80€.

Nach dem Duschen und Wäsche waschen gehe ich in einem Nahen Lokal am Yachthafen noch etwas essen.


4. Tag, Dienstag 10.03.2015

Viana do Castelo - Caminha - 36,5 km

 

Bis zum Frühstück in der Herberge, um 08:30 Uhr, wollte ich dann morgens doch nicht warten, denn ich bin früh wach geworden und marschiere also so gegen 07:30 Uhr los, mit Ziel Caminha.

Beim ersten Bäcker am Weg genehmige ich mir einen Café und ein Schinken-Käse-Brötchen.

Über Viana do Castelo hängt Nebel und die Ponte Eiffel, die den Río Lima überspannt, ist kaum zu erkennen. Also keine Fotos mehr von hier.

 

Der Weg geht heute viel über kleine Sträßchen mit... Kopfsteinpflaster, was sonst ? Dann geht es durch einen Eukalyptuswald, über einen rauschenden Bach und...

Na ja, das Wetter heute früh ist eher bescheiden. Der Hochnebel hält sich noch um 11:00 Uhr hartnäckig, als ich in Montedor eine Kaffeepause einlege und ein Croissant verputze.

 

Es ist 14:00 Uhr, als Vila Praia de Âncora erreicht ist. Der Ort, an dem ich schon im letzten November gewesen bin, als ich eine kurze Stippvisite auf dem Caminho Portugues machen wollte. Damals hatte ich plötzlich starke Bandscheibenbeschwerden, sodaß ich an diesem Ort meine Reise abgebrochen habe.

Doch heute geht es mir gut und es liegen nur noch 8 km vor mir und dann ist Caminha erreicht.

 

Am Atlantik kühlt es sich merklich ab, es zieht ein kräftiger Wind auf und der Wellengang ist beachtlich.

Der Weg nach Caminha ist dann recht schön zu gehen, fast immer am Wasser entlang. Die dichte Küstenbebauung hat nun auch ein Ende und es wirkt angenehm natürlich. Die Küste ist hier recht felsig.

Kurz vor Caminha gehe ich eine Weile am Strand entlang und stürze beim Fotografieren fast ins Wasser. Kamera und Rucksack bleiben trocken. Nur die Hosen sind nass geworden. Schwein gehabt.

 

Die kommunale Herberge in Caminha bleibt mir leider verschlossen. Unter den an der Tür angegebenen Telefonnummern erreiche ich niemanden, auf Mailbos reagiert in deer nächsten Stunde keiner.

Ich gehe zurück ins Zentrum des Ortes und spreche einen Taxifahrer an, um nach Unterkünften zu fragen. Er spricht leider nur Französisch und empfiehlt mir zwei Adressen, die allerdings ebenfalls geschlossen sind. Ein Elektrohändler gibt mir schließlich die Adresse eines Restaurants, das direkt am Rio Miño liegen soll und gute Zimmer zu vermieten hat.

Ich finde das Restaurant "Muralha de Caminha",

Rua Barão DE S.Roque, Nº69, Tel.: +351 258 728 199. OK, das EZ kostet 35€ die Nacht, hat aber Blick auf den Río Miño und das spanische Ufer, einfach toll !! Und das Zimmer ist für den Preis einsame Spitze. Klimaanlage, Plasma-TV, Wellness-/Regendusche und ein Grand Lit vom Feinsten.

Ich kaufe noch Proviant im nahen Supermercado, stelle mich unter die Dusche und begebe mich früh ins Land der Träume.

5. Tag, Mittwoch, 11.03.2015

Caminha - Mougas - 24,5 km (plus 20 km Taxi)


In meinem "Luxuszimmer" habe ich eine super gute Nacht verbracht. Morgens gleich noch mal unter die Dusche gesprungen und dann fertig zum Aufbruch.
Und als hätte ich es nicht geahnt, keine Fähre geht über den Río Miño. Die Anlegestelle ist gesperrt, der Fährbetrieb eingestellt. Auch sonst fand ich an diesem Morgen keine Möglichkeit der Überfahrt durch ein Fischerboot oder ähnliches. Die Straßen sind verwaist und auf der breiten Flußmündung dümpeln einige Boote.


Das heißt dann Umweg über Vila Nova de Cerveira nehmen, rüber über die Brücke dort und zurück auf spanischer Seite nach A Guarda. Das sind etwa 28 km Umweg, aber läßt sich nicht ändern für mich.


Unterwegs auf der Nationalstraße N13 ist es öde und langweilig  und ich nehme nach 6,5 km für den Rest des Weges nach A Guarda (auf der spanischen Seite des Río Miño) ab der Estação dos Correios de Lanhelas für ca. 20 km ein Taxi. Bis dahin ging es bei starkem Autoverkehr immer geradeaus die Straße entlang. Stöhn!


Trotz des Ärgers mit der Fähre wird es ab A Guarda, wo ich einen Café trinke und mich orientiere, ein schöner Pilgertag entlang der schoffen Küste - und diesmal ganz ohne Kopfsteinpflaster - bis nach Mougás, wo ich schon gestern die Albergue Turístico Aguncheiro
, km 28

36309 Mougás, Tel.: +34 986 36 15 71 über Facebook reserviert habe. Sie liegt etwas abseits, direkt am Atlantik gelegen, hat 24 Betten, Microwelle, Duschen und WC. Eigentlich gehört auch ein Restaurant zur Albergue, welches allerdings erst im April öffnet.
Ich bin mal wieder alleine in einer Unterkunft und mache es mir bequem in einem von 3 kleineren Schlafräumen. Es gibt keinen Laden, keine Bar oder offenes Restaurant. Doch der Hospitalero bereitet mir eine warme und leckere Tortilla zu  und reicht 2 Bier dazu. PERFEKT.
Ansonsten ist hier echt tote Hose, aber ich darf einen schönen Sonnenuntergang über'm Atlantik bewundern.


6. Tag, Donnerstag, 12.03.2015

Mougás - Ramallosa (Nigrán) - 31 km


Heute sozusagen steht sozusagen eine Kurzetappe an. Keine 20 km sind es von Mougás nach Ramallosa.Bin dennoch 31 km gelaufen - komisch.


Großteils führt der Caminho entlang der Küstenstraße bzw. parallel dazu. Die Küste ist hier sehr felsig, die Brandung bei Sturm sicherlich enorm. Nur gelegentlich führte der Weg auch etwas landeinwärts. Es ist angenehm zu laufen heute, denn der Himmel ist etwas verhangen, die Temperaturen moderat. Eigentlich keine weiteren Highlights auf dem Weg.


Ich lasse mir Zeit, setzte mich häufig ans Wasser, beobachte das Meer und die Angler. Viele Radfahrer nutzen die Küstenstraße für eine angenehme Tour mit ihren Rennmaschinen.


Es ist 14:30 als ich in Ramallosa ankomme und ich gönne mir belohnungstechnisch ein Bier und einige Tapas in einer Bar. Nun muss gleich nur noch die Herberge finden.


Ich erreiche die Unterkunft Hospederia Pazo Pias, Camiño da Cabreira 21, 36370 Ramallosa (Nigrán)
Tel.: 697 63 77 91 - 986 35 06 54, erfahre dort jedoch bedauerlicherweise, daß sie erst ab April geöffnet hat. Von außenmacht das alte Gemäuer einen gemütlichen und einladenden Eindruck. Der Hausmeister, oder wer auch immer, gab mir den Tip das Hotel Sotomayor, Calle Rosalía de Castro n6, 36350 Nigrán, Tel.: 9 86 366101
hotelsotomayor@gmail.com

aufzusuchen, um dort günstig unterzukommen. Das Hotel liegt im nächsten Ort Nigrán, 2 km weiter. EZ DU/WC für 15€. Da will ich nicht meckern. Und unten im Haus befindet sich auch noch ´ne Bar.

Ich muss schon sagen, dass Herbergen teilweise im März noch geschlossen haben, kann ich durchaus verschmerzen, kann man doch feststellen, dass es ausreichend Pensãos, Hostals und sogar Hotels für unter 15€ für die Nacht gibt. Momentan, im Hotel Sotomayor stelle ich fest, wie gering meine Bedürfnisse sind und wie sehr sie auch hier befriedigt werden. Ich bin angekommen, habe ein kleines Einzelzimmer, ein Bett, eine warme Dusche, Handtücher und Shampoo... Was will ich mehr? Sogar einen Zahnputzbecher und TV habe ich auf dem Zimmer.

Und nach dem Duschen kann ich weiterhin noch feststellen: Meinen Füßen geht es prächtig, keine Blasen, und mittlerweile bin ich gut eingelaufen. Der Muskelkarter am Morgen ist passé.


7. Tag, Freitag, 13.03.2015

Ramallosa (Nigrán) - Vigo 28,6 km

 

Gestern abend hat es noch ein wenig geregnet und ich vermutete schon Schlimmeres für den heutigen Freitag, den 13..

Doch, oh welch glückes Geschick, ein blitzblanker und blauer Himmerl begrüßt mich an diesem Morgen, ich packe und trete kurz nach 08:00 Uhr vor die Tür.

 

Meine Befürchtung, der Weg nach Vigo würde öde und langweilig durch die dichtbesiedelte Küstenregion gehen, hat sich nicht bestätigt.

Der Caminho führt meistens abseits der Siedlungsgebiete an den Berghängen der Küste entlang. Durch Eukalyptuswälder geht es teilweise stramm bergauf und bergab. Ganz schön Kräfte zehrend, aber auch kurzweilig und beeindruckend, denn ich muss mich oft sehr konzentrieren.

Immer wieder habe ich einen fabelhaften Blick Richtung Vigo, die Ría de Vigo und die Isla de Cies, wo esganz tolle Strände geben soll.

 

Phuu, Vigo sind doch mehr als 20 km, wie ich dachte. Bin jetzt schon 4,5 Std. unterwegs und erreiche die erste Bar für meinen Frühstückscafé kurz vor Castrelos. Und nach Vigo sind es sicher noch etwa 5 km jetzt.

 

Um 14:00 Uhr erreiche ich in der Innenstadt von Vigo das Kaps Hostel Vigo,  Estrada Provincial, 12, 36204 Vigo, Tel.:+34 986 11 00 10. Eine supermoderne Einrichtung, 5 Minuten vom Praza do España entfernt. Gemeinschaftsküche, 24-Std.-Rezi, Aufzug, moderne Schlafräume (bis 8-Bett). Im Erdgeschoss befindet sich eine TV-Lounge mit Getränkeautomaten. Echt modern und to das Ganze hier. Es gibt Bettzeug, die Bettenn sind bequem und jeder hat einen Schrank für seine Sachen am Bett. Es sind kaum Gäste im Haus und ich bekomme nur noch einen Mitschläfer für die Nacht.

 

Nun weiß ich auch, warum die Etappe heute länger war, als ich es vermutete, denn ich folgte hinter Nigrán plötzlich "grünen" Pfeilen. Und ohne es zu bemerken, bin ich in die Berge abgedriftet und habe einen Umweg über den Ort Freixo gemacht, wo sich sogar eine Albergue befindet.

Vor Vigo hatte ich dann wieder meine gewohnten gelben Pfeile, die mich führten.

 

Nachdem ich mich einigermaßen eingerichtet habe, gehe ich hinunter in die Altstadt und den Hafen, wo ich das erste mal richtig Essen gehe. Caldo Gallezia und Navajas,die langen und leckeren Muscheln. Dazu Vino Blanco de la Casa und als Absacker einen Oruja, den guten Tresterschnaps.


8. Tag, Samstag, 14.03.2015

Vigo - Redondela 19,6 km

 

Vigo - es ist 08:00 Uhr, 5° Celsius, die Sonne scheint, die Frisur sitzt.

Ich sitze im erstbesten Café beim Frühstück und bereite mich auf die Tagesetappe nach Redondela vor. Und dann geht es auch schon los.

 

Nachdem ich mich durch die Straßen der Großstadt Vigo hinausmanövriert habe, geht es moderat aufwärts. Es wird auch schon wieder ganz nett und ich pilgere entlang der Berghänge parralel zur Küstenlinie. Es sind bisher kaum Höhenunterschiede und mein Blick geht immer iweder hinunter zu den Städten, die wie Perlen auf einer Schnur gereiht ineinander übergehen. Genüßlich wandere ich durch Wälder und kleine Wohngebiete Richtung Redondela, wo der Caminho Portugues da Costa und der Caminho Portugues Central erstmals aufeinander treffen. Nachdem ich bisher nur einen Pilger auf dem Caminho getroffen habe, werde ich dort sicherlich weitere Pilger, die über den Zentralweg gehen, treffen.

 

Schon um 12:00 Uhr komme ich in Redondela an und pausiere im Zentrum der Stadt in einem Straßencafé, wo schon viele Spanier den sonnigen Tag genießen.

 

Aufgrund der frühen Tageszeit überlege ich weiter nach Pontevedra zu gehen, doch ich bin heute nicht so richtig in Laune und denke, ein halber Ruhetag steht mir sicher auch mal zu. Also entspanne ich mich und relaxe bei einem Café con Leche und einem süßen Teilchen, dessen Namen ich nicht kenne.

 

Auf dem Vorplatz zu der Herberge, die sich in alten Gemäuern befindet und auch als Begegnungsstätte genutzt wird, treffe ich einen ersten Pilger. Christian aus Kanada ist den Camino Francés gepilgert und ist nun weiter zu Fuß auf dem Weg nach Porto, von wo sein Rückflug geht.

Um 13:00 Uhr öffnet die Albergue de Peregrinos Casa da Torre, Plaza Ribadavia, s/n, Redondela (Pontevedra), Tel.: 986 40 41 96 und wir erhalten Einlaß, checken ein, erhalten unsere dünnen Bettlaken und Kissenbezüge. So beziehen wir also unsere Betten, legen unsere Schlafsäcke aus und sichern uns so die für uns besten Plätze im Schlafsaal.

Nach und nach treffen weitere Pilger ein. Es werden am Ende des Tages dann doch ca. 10-12 Pilger sein, die die Herberge aufsuchen.

Mit 4 Pilgern, die sich auf ihrem Caminho zusammengefunden haben, komme ich näher ins Gespräch und wir essen gemeinsam in der Herberge, wo ich mir eine warme Mahlzeit zubereite, nachdem ich im nahen Supermarkt eingekauft habe. Katrin, Anita, Stephan, Paul (alias Charlie Chaplin) und ich verabreden die morgige Etappe gemeinsam zu beginnen.

Paul, aus England, hat seinen Namen weg, weil er durch Hüftschaden einen sehr eigentümliches und nicht gerade unauffälliges Gangbild hat - eben wie Charlie Chaplin.

 

Ich mache noch eine Ortsbegehung, denn Redondela ist recht übersichtlich und das Wichtigste ist schnell abspaziert.


9. Tag, Sonntag, 15.03.2015

Redondela - Pontevedra - 25,5 km


Morgens um 07:30 Uhr kommt leben in die "Bude". In der Herberge herrscht reges Treiben und ein Jeder bereitet sich auf seinen Start zur nächsten Etappe vor.

Meine Mitpilger, mit denen ich den heutigen Weg beschreibten will, sind in der Küche beisammen und sitzen bei Café und irgendwelchem Frühstück.

Ich habe schon fast vergessen, wie es in Herbergen zugeht, in denen mehr als 1-2 Pilger unterkommen.

Es macht mir Spaß, das ganze Gewusel, Kommen und Gehen, zu beobachten.

Nachdem der Rucksack gepackt und die Schuhe geschnürt sind, machen wir uns auf den Weg nach Pontevedra, das heutige Etappenziel.


Da ich in Redondela um diese frühe Tageszeit noch keine offene Bar vorfinde, genehmige ich mir die erste Pause für einen "richtigen" Café con Leche erst um etwa 10:00 Uhr in Arcade, am Ortseingang.

Es werden Erinnerungen wach an meinen Caminho Portugues 2013. Viele markante Wegpunkte eerkenne ich wieder und es ist eine schöne und abwechslungsreiche Etappe auch heute. Die Gesellschaft meiner vorübergehenden vier Mitpilger genieße ich und freue mich, bei ihnen für diesen Tag Anschluss gefunden zu haben. Schon morgen werden sich unsere Wege allerdings vorerst wieder trennen, nämich dann, wenn ich hinter Pontevedra auf die Variante Espiritual abbiege.

Doch man könnte sich bereits in Padron wiedertreffen, um gemeinsam die letzte Etappe nach Santiago de Comopstela zu begehen.


Vor der Stadt Pontevedra, direkt an der Bahnlinie checken wir in der Albergue de Pontevedra La Virgen Peregrina, Carretera Otero Pedrayo, s/n, Pontevedra, Tel.: 986 84 40 45, ein.

  ein. Die kenne ich noch vom letzten mal, gut ausgestattet, mit Küche, Fußbodenheizung, warmen Duschen... alles da.
Wir essen gemeinsam im Gemeinschaftsraum und lassen es uns gut gehen. Anschließend machen wir uns gemeinsam noch auf den Weg in die Stadt zu einem kleinen Rundgang.


10. Tag, Montag, 16.03.2015

Pontevedra - Monasterio de Armenteira - 32,8 km

"Variante Espiritual"


So gegen 07:00 Uhr komme ich im Schlafsaal zu mir. Dank Ohropax habe ich recht gut geschlafen und keinen Laut von schnarchenden Mitpilgern gehört. Als Ohropax nehme ich jene, die aus wachsänlichem Material sind. Die schließen das Ohr besser ab, als die Schaumstoff-stöpsel - worüber ich reichlich froh bin.


Schon seit einiger Zeit scheint ein ziemliches Gewusel zu herrrschen, denn alle Pilger sind am Packen, sich zurecht zu machen, zu Frühstücken, sich zum Aufbruch bereit machen. OK, dann auch ich.

Meine Kurzzeit-Mitpuilger und ich frühstücken in einer Bar gegenüber dem Bahnhof und machen uns dann, den gelben Pfeilen folgend, hinaus aus Pontevedra.

Hinter der Brücke El Puente del Burgo geht es langsam hinaus aus der Stadt und nach 3-4 km bereits trennen sich unsere Wege, denn mein folgender Weg schwenkt nach links in die Berge und auf die Variante Espiritual.


Der Abzweig zur Variante ist mit einem unübersehbaren Schild ausgewiesen. Dennoch verzettel ich mich anfänglich und lande kurze Zeit später wieder bei meinen Mitpilgern auf dem regulären Caminho. OK, noch eben eine Kirche angeschaut und dann zurück und den "richtigen" Weg gefunden. Dieser ist eigentlich sehr gut ausgeschildert mit einem Holzschild, auf dem sich der gelbe Pfeil, eine Jakobsmuschel und ein Templerkreuz befindet.


Es geht fast unaufhörlich bergauf, mal moderat mal ziemlich knackig im Anstieg. Ein wahrlich bezaubernder Weg durch Eukalyptus- und Kiefernwälder, auf kleinen Sträßchen oder auch Waldwegen und -pfaden.

Immer wieder habe ich eine tolle Aussicht auf die Bucht von Pontevedra (Ria de Pontevedra).


Auf dem gesamten Weg nach Monasterio de Armenteira hatte ich nur eine Möglichkeit einen Café zu mir zu nehmen, nämlich in Poio, wo ich das Hospederia Monasterio del Poio besichtige. Mein Etappenziel erreiche ich so gegen 15:00 Uhr. In der ersten Bar, der Bar de Comercio erhalte ich ein kühles Bier und anschließend einen typischen Vino Tinto de la Casa. Dieser wird in Porzellanschälchen serviert, ist tiefrot und schmeckt äußerst fruchtig. Mhhh, lecker!


Der Wirt der Bar erklärt mir den kurzen Weg zur Albergue de Peregrinos, Tel.: 670757777 (Antonino), die leicht zu finden ist, doch dort angekommen stehe ich vor verschlossener Tür - keiner da. Ich gehe zurück zur Bar und treffe dort auf ein amerikanisches Pärchen, das bereits im Besitz des Herbergsschlüssels ist, was mich dann doch ziemlich beruhigt. Antononi, der Hospitalero trifft auch noch ein und wir besprechen mit ihm, wie wir morgen von Vilanova de Arousa ein Boot oder Schiff nach Pontecesures bekommen könnten. Er telefoniert mit Antonio von Alberalia51, Tel.: 0034 616701798 und teilt uns mit, daß er ein Boot reserviert hat für die 45-minütiger Fahrt nach Pontecesures. Allerdings müssten wir bereits um 13:00 Uhr am folgenden Tag dort am Anleger sein. Das bedeutet früh aufstehen, um die Strecke bis dahin zu bewältigen. Super, das klappt ja alles prima!


Wieder in der Herberge richten wir drei Pilger uns ein und bekommen von Antononi noch zwei Fraschen Vino Tinto vorbeigebracht, welchen wir dankbar annehmen, zumal er nur 1,50€ pro 1,5 Liter-Flasche kostet.

Die Herberge ist ein einfaches, recht neues Gebäude, verfügt über ca. 10 Betten, warme Duschen, WC und Heizkörper, die funktionieren.

Die morgige Etappe soll, laut Antononi nur abwärts oder eben dahergehen und keine Höhenmeter aufweisen, die zu überwinden wären.

Wir genießen den gelieferten Wein und begeben uns zeitig zur Ruhe.


11. Tag, Dienstag, 17.03.2015

Monasterio de Armenteira - Vilanova de Arousa - Pontecesures (Mit Boot) - Padron - 20,0 km (+37,0 km)

"Variante Espiritual"


Ich stehe heute früh bereits um 06:00 Uhr auf und bereite mich auf die Abstiegsetappe nach Vilanova de Arousavor. Die amerikanischen Mitpilger sind um 07:00 Uhr noch nicht bereit zum Aufbruch, also mache ich mich alleine auf den Weg. Wir verabreden uns am Anleger in Vilanova um 13:00 Uhr zu treffen, um gemeinsam mit dem Boot nach Pontecesures zu fahren.


Es ist noch dunkel an diesem frühen Morgen und ich muss mir den Weg entlang eines reissenden Baches, über Felsen und nur angedeutete Pfade talwärts mit meiner Handyfunzel leuchten. Über Stock und Stein, vorbei an den Ruinen alter Wassermühlen, führt der schmale Pfad immer weiter abwärts. Für ca. 2 Stunden ist das Naturerlebnis pur.

Das Tageslicht erlaubt es mir dann einige Fotos dieser schönen Gegend und des Baches, mit seinen kleinen Wasserfällen, zu machen.


Die Variante Espiritual ist weiterhin sehr gut mit seinen speziellen Wegweisern gekennzeichnet. Einige andere Pfeile und Wegweiser irritieren gelegentlich etwas, doch ich bleibe auf dem richtigen Weg.

Heute nennt sich der Weg vorwiegend "Rua de Pedra e da Agua", der Weg der Wassermühlen.

Später dann führt der Weg entlang des Río Umia, den ich bei dem Ort Pontearnelas auf einer Brücke überquere.


Um ca. 12:15 Uhr erreiche ich Vilanova de Arousa, das noch am Atlantik und vor der Mündung zum Río Ulla liegt. Es geht wunderschön am Strand entlang und ich erreiche den Hafen des Ortes über eine weiße Fußgängerbrücke. Dahinter suche ich dann die Anlegestelle "meines" Bootes, kann jedoch nichts finden. Überall liegen Fischerboote, größere und kleiner Schiffe. Also trinke ich in einer Bar erst einmal einen Café con Leche und irre dann weiter an der Hafenanlage umher, bis mich von einer Bar her ein Herr namens Antonio anspricht, ob ich derjenige sei, der das Boot nach Pontecesures bestellt hat. Si, Si, Si sage ich ihm freudig und setzte mich mit ihm draußen vor die Bar, um auf meine Ami-Pilger zu warten, die jedoch auch bis 13:30 Uhr noch nicht erscheinen. So entschließen wir uns die Fahrt ohne die beiden amerikanischen Pilger durchzuführen. Bootsreservierungen können übrigens unter folgender Tel.-Nr. vorgenommen werden: 0034 616701798 / alberalia51@hotmail.com (Antonio).

Es wird von mir ein Preis von 16,50€ für die ca. 45-minütige Überfahrt bezahlt. Für diesen Preis macht der Bootsführer noch eine regelrechte Sightseeing-Tour, vorbei an Muschelbänken, Pilgerkreuzen, Vikingerbooten und Burgruinen. Er macht mich sogar auf Delfine aufmerksam, die im Mündungsbereich des Río Ulla schwimmen. Leider bin ich zu "gefesselt" und bekomme meine Kamera nicht rechtzeitig zur Hand, bevor das Schauspiel der Delfine schon vorbei ist.


Um ca. 14:00 Uhr erreichen wir Pontecesures und mein Kapitän läßt mich an einem Bootsanleger von Bord, wünscht mir alles Gute und winkt zum Abschied.


Bis Padron und der dortigen kommunalen Herberge sind es nur noch knapp 4 km. Die Albergue Padrón, Costiña do Carme, s/n, ist in einem alten, urigen Gebäude untergebracht, ganz in der Nähe des Karmeliterkloster "Convento do Carmen".

Hier treffe ich auch meine Mitpilger wieder, die ich hinter Pontevedra verlassen musste. Leider ist die Pilgerin Katrin vom Hund gebissen worden, musste ärztlich versorgt werden und kann die letzte Etappe nach Santiago de Compostela nicht mit uns laufen. Unvorsichtigerweise ist sie über einen Zaun geklettert, ohne zu wissen, daß sich dort ein Wachhund befand. Also... nie auf Privatgrund über irgendwelche Zäune klettern. Die Hunde bewachen ihr "Heim" sehr achtsam.


12. Tag, Mittwoch, 18.03.2015

Padrón - Santiago de Compostela - 26,9 km


Die Nacht in der mir schon bekannten Herberge war, trotz der recht guten Belegung (etwa 20 Pilger), für mich recht ruhig und erholsam.


Morgens um 07:00 Uhr so etwa stehe ich auf, frühstücke mit Anita, Stephan und Paul in einem nahen Café gleich am Fuße des Convento. Anschließend machen wir uns auf den Weg zur letzten Etappe unseres Caminho Portugues. Sie verläuft recht unspektakulär, anfänglich ganz hübsch, im weiteren Verlauf jedoch nur noch auf Asphaltstraße und wenig im Wald.

Unterwegs, wir haben ja jede Menge Zeit, kehren wir mehrfach in Bars und Cafés ein, versuchen das Ankommen hinauszuzögern, denn in Santiago dC ist unser Caminho zu Ende.


14:00 Uhr, die Frisur wird noch einmal gerichtet, laufen wir einzeln in Santiago de Compostela ein und treffen uns auf dem Platz vor der Kathedrale, die zur Zeit an beiden Türmen eigerüstet ist, wieder.

Nach einem gemeinsamen Barbesuch mit viel Spaß und vielen Begegnungen holen wir uns im Pilgerbüro, wo kein Betrieb herrscht, unsere Compostela ab und machen uns anschließend auf die Suche nach einer Unterkunft.

Paul will gerne im Seminario Menor, Avda Quiroga Palacios S/N, übernachten. Ich glaube aber, daß es bis April noch geschlossen ist. Stephan, Anita und Katrin, die wir auch wiedertreffen, haben ein Hotel in der Nähe der Av. de Xoán Carlos I. gewählt, ich jedoch logiere wieder einmal in der Bar la Tita, Rúa Nova, 46, Tel.: +34 981 58 39 81. Der Zimmerpreis ist zwar in den letzten zwei Jahren um 2€ gestiegen, doch für jetzt 20€ bin ich immer noch sehr zufrieden. Zumal es in der Bar la Tita angeblich die beste Tortilla in ganz Santiago dC geben soll. Und sie ist wirklich lecker. Zu jedem Bier wird gleich ein großes Stück als Tapas gereicht.

Zu Abend essen wir in einem etwas mondän wirkendem Restaurant, das eher an ein Wiener Kaffeehaus erinnert, inkl. seinem Publikum.

Spät am Abend dann verabschieden wir uns. Anita und Stephan gehen noch weiter nach Fisterra, Paul weiß noch nicht so recht und Katrin wird den nächsten Tag mit dem Zug nach hause fahren. Ich selber habe mich entschlossen morgen mit dem ALSA-Bus um 12:00 Uhr zurück nach Porto zu fahren, um mir dort noch 2 Tage die Stadt anzusehen.




.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.